Wer von euch hat schon einmal etwas gestrickt und sich nach einiger Zeit gedacht, irgendwie ist das doch nicht so meins? Oder das geliebte Teil passt einfach nicht mehr? Ich stelle mal die Behauptung auf, dass so gut wie jede|r Stricker|in schon einmal in dieser Situation war.
Ja und was dann? Man würde ja vielleicht doch gerne etwas Neues aus der verbratenen Wolle stricken. Und dann schiebt man das Auftrennen des alten Teils so vor sich her - macht ja doch nicht sooo viel Spaß.
Schließlich überwindet man sich endlich dazu, die vernähten Enden ausfindig zu machen und alles wieder aufzutrennen. Und dann hat man ihn, den Garn-Salat und zwar wortwörtlich!
Wenn dann alles aufgewickelt ist, stürzt man sich direkt wieder ins Geschehen und beginnt mit der neuen Projekt-Idee. Aber dann stellt ihr nach kurzer Zeit fest, irgendwie sieht euer Strickbild nicht so schön aus wie sonst. Woran könnte das liegen?
Ganz einfach: Eure recycelte Wolle hat bereits einen gesamten Kreations-Zyklus durchlaufen und sich daher der Form des Vorgängers angepasst. Das heißt, das Garn wurde verstrickt, gewaschen, gespannt und getragen! Das sind ja doch einige Strapazen, wenn man mal darüber nachdenkt und dementsprechend sieht die Wolle eben auch aus.
Durch diese Verformung kann euer Strickbild gar nicht mehr so schön aussehen, wie es das sonst mit neuer bzw. nicht so kringeliger Wolle tut. Wie kriegen wir diese Verformung jetzt wieder aus dem Strang heraus? Die Lösung ist ganz einfach und banal: Waschen!
Auch mir ging es mit einem eigenen Design so. Es war die erste Testversion, welche mittlerweile hinten und vorne nicht mehr passte und längst überarbeitet gehörte. Ich habe das ewig vor mir hergeschoben, da ich dachte der Waschaufwand sei viel zu groß und kompliziert.
Dann habe ich mich ein wenig mehr damit auseinandergesetzt und festgestellt, so schlimm wirkt das ja dann doch nicht. Es benötigt nur ein wenig Geduld!
Damit ihr eure Scheu vor dem Auftrennen und der, ich nenne es einmal 'Garn-Verjüngung', verliert, nehme ich euch mit auf diese Reise und zeige euch, wie ich von meinem Garn-Krautsalat wieder zu perfekt frischem Garn gekommen bin.
Gehen wir zurück zum Anfang und starten mit einem fertigen Strickstück.
Zunächst einmal müsst ihr eure vernähten Wollenden aus eurem Teil wieder herauslösen. Das kann etwas dauern und euch ein bisschen Geduld abfordern, je nachdem wie gut diese vernäht sind.
Wenn ihr das getan habt, geht es ans Auftrennen und Aufwickeln. Ich habe dazu meine Schirmhaspel genutzt, die den ganzen Vorgang sehr erleichtert hat. Falls ihr keine Haspel besitzt, könnt ihr auch zum Beispiel eine Stuhllehne dafür nutzen.
Befestigt euer Garnende an der Haspel oder eurem Stuhl, sodass ihr später darauf zurückgreifen und jetzt mit dem Wickeln anfangen könnt. Und los geht's!
So wickelt ihr nach und nach eure Wolle in Schlingen auf bis ihr am Ende eines Strangs angekommen seid.
Jetzt könnt ihr die Woll-Schlinge ja nicht einfach abnehmen, ansonsten würde alles verknoten. Deswegen ist es super wichtig, dass ihr eure Schlinge davor fixiert! Ich habe das mit Baumwollgarn-Resten an 4-5 Stellen gemacht. Beginnt zunächst einmal mit eurem Fadenende, denn das möchte auch gesichert werden. Bindet euer Restgarn einmal um die Stelle, an der sich euer Ende befindet. Dann knotet euer Schlingenende um das Restgarn, sodas es sich nicht mehr lösen kann. Dasselbe macht ihr mit eurem Schlingenanfang, den ihr euch zu Beginn befestigt habt.
Umschließt dann eure Schlinge noch an 2-3 weiteren Stellen mit einem Garnrest und der Strang ist fertig präpariert.
Wenn ihr euer Strickteil dann fertig aufgelöst habt, geht es ans Waschen. Lasst dafür ausreichend warmes Wasser in eine Badewanne | Waschbecken | Gefäß ein und gebt einen Schuss Wollwaschmittel dazu.
Und ab ins Wasser mit den Garnschlingen! Gebt euer Wolle genug Zeit, um sich vollkommen mit Wasser vollsaugen zu können. Ich habe hier 1 Stunde gewartet. Es tut dem Garn aber auch nicht weh, wenn ihr es immer wieder einmal vorsichtig aus dem Wasserbad anhebt um zu sehen, wie der aktuelle Zustand ist.
Bevor ihr die Schlingen ganz herausnehmt, könnt ihr sie sehr vorsichtig noch etwas in die Länge ziehen und dehnen um alle Umformungen herauszubekommen. Beachtet dabei aber unbedingt die Beschaffenheit eures Garns und dass das wirklich sehr sanft passieren sollte.
Bereitet euch jetzt zwei Handtücher vor, eines um eure nassen Schlingen darauf abzulegen und das zweite zum darauf Ausbreiten.
Hebt die erste Schlinge aus dem Wasser und drückt sie nach und nach von oben nach unten aus, um möglichst viel Wasser herauszubekommen. Auch hier solltet ihr vorsichtig vorgehen und nicht am Garn nach unten gleiten, es könnte sonst filzen. Geht einfach in Etappen von oben nach unten vor.
Dann geht's ab auf das vorbereitete Handtuch. Wiederholt den Vorgang mit allen anderen Schlingen und deckt sie dann mit dem zweiten Handtuch ab. Jetzt drückt ihr auf die Schlingen im Handtuch-Sandwich, um erneut so viel Wasser wie möglich herauszubekommen.
Sucht euch jetzt ein schönes Plätzchen, an dem ihr eure Wollschlingen zum Trocknen aufhängen könnt. Befestigt dann alle Schlingen mit einem weiteren Faden an eurem Wahlort. Nun ist Geduld für die Trockenzeit angesagt!
Wenn sich dann endlich alles trocken anfühlt, sind eure Schlingen wieder zum Aufwickeln bereit. Geht dabei so vor, wie ihr es von anderen kaufneuen Wollsträngen auch gewohnt seid.
Juhu - ihr habt es geschafft! Und siehe da, es hat ganz wunderbar funktioniert und die Wolle sieht wie neu aus. Da macht das neue Projekt umso mehr Spaß.
Ich hoffe, ich konnte euch ein paar Tipps mit auf den Weg geben und ihr verliert vielleicht etwas die Scheu vor dem Garnschlingen-Waschen. Ist nämlich wirklich alles halb so wild :)
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