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AutorenbildJohanna Schütz

Echte Wolle kann nicht in die Waschmaschine

Da wären wir bei einer weiteren Aussage, die mit einem 'aber' zu beantworten ist. Denn auch wenn es sich bei tierischer Wolle um eine empfindliche Faser handelt, welche so nicht in die Waschmaschine mit jeder Jeans und Socke gepackt werden kann, so gibt es sehr wohl Möglichkeiten, sich die maschinelle Pflege zu erleichtern.


In diesem Post meiner Reihe #Garngeflüster möchte ich euch einen kurzen Einblick in die Faserpflege von tierischer Wolle geben und worauf ihr achten solltet, wenn ihr auf eine Maschinenwäsche nicht verzichten wollt.

Zum einen gibt es direkt die Möglichkeit von vornherein auf eine Wolle mit anderer Zusammensetzung umzusteigen, nämlich pflanzliche oder synthetische Garne. Während diese oft pflegeleichter sind, bringen aber auch sie ihre Vor- und Nachteile mit sich. Du kannst dir dazu meinen Post zu verschiedenen saisonalen Garnen ansehen, wo du alles dazu genau erklärt findest.


Wer gerne beim tierischem Produkt bleiben möchte, muss vor allem auf einen bestimmten Hinweis auf der Banderole des Knäuels achten: Superwash.

Und was heißt das nun?



Knapp formuliert ist Superwash ein Verfahren, bei dem Wolle mit einem Säurebad und Chlor behandelt wird und so waschmaschinentauglich gemacht wird.

Wer ein Wollgarn aus sehr großer Nähe betrachtet, der kann erkennen, dass davon viele kleine Fasern abstehen. Diese Fasern führen oft dazu, dass eure Wollkleidung verfilzt, wenn sie nicht richtig gewaschen wird. Durch die Chlor-Behandlung werden diese Fasern zunächst geglättet, sodass sie sich nicht mehr so extrem ineinander verhaken können, wie es davor der Fall war.

Weiter wird unsere Wolle dann mit einer Polymer-Schicht überzogen. Dadurch ist das Garn vollkommen chemisch versiegelt. Da Polymer waschmaschinenfest ist, ist es uns dann möglich, Strickteile aus superwash behandelter Wolle in die Waschmaschine zu packen. Die natürliche Wollfaser an sich würde unter den hohen Temperaturen in der Maschine beim Waschen zerstört werden, wodurch die Kleidung meist eingeht.



Nun kann die Wolle zumindest im Schonwaschgang bis 40° in die Maschine und erleichtert uns damit die Pflege.

Auch wenn das Vorgehen vieles erleichtern kann, so ist trotzdem nicht zu vergessen, dass es sich dabei um ein chemisches Verfahren handelt. Uns wird nicht einfach nur die Arbeit vereinfacht, leider verliert eine natürliche Faser auch zusätzliche positive Eigenschaften, die sie mit sich bringt. Natürliche tierische Wolle, also non-superwash Garn, bringt nämlich eine äußerst wärmende Beschaffenheit mit sich, sie ist zudem wasserabweisender und biologisch abbaubar.


Das Verfahren entfernt die natürlich gegebene Lanolin Schicht der Wollfasern, welche einen gewissen Lotuseffekt mit sich bringt. Zudem schließt die Polymer-Schicht die Lufttaschen in der Faser ein, weshalb der extrem wärmende Effekt der Wolle abgeschwächt wird. Wer mehr zu diesen Hohlräumen und deren Effekt erfahren möchte und warum diese isolierend wirken, kann sich in einem weiteren Garngeflüster Blog Post von mir dazu belesen.


Wer lieber Ressourcen-bewusster handeln möchte, sollte eher zum non-superwash Garn greifen und die aufwändigere Pflege in Kauf nehmen. Denn die Produktion dieser Knäuel ist trotzdem umweltfreundlicher und nachhaltiger, da das chemische Verfahren eingespart wird. Zudem sollte man bedenken, dass tierische Wolle eh sehr selten gewaschen werden muss, da sie sehr wenig Gerüche annimmt. So reicht es völlig aus, eure Strickteile einmal pro Saison zu waschen, bevor sie wieder in den Schrank wandern - wenn es nicht unbedingt öfter notwendig ist. Durch das seltenere Waschen verbrauchen diese Strickteile weniger Wasser und sind dadurch umweltschonender.


Der superwash-Effekt ist leider auch nicht auf ewig vorhanden. Nach einiger Zeit geht die Wirkung etwas verloren, da sich die Polymer-Schicht abnutzt.

Wer sich für superwash entscheidet, sollte dazu noch wissen, dass die Langlebigkeit der Strickstücke, die tierische Wolle oft mit sich bringt, auch hier leider etwas abgeliefert wird. Denn durch das Entfernen und Glätten der äußersten Faserschicht wird verhindert, dass eben diese Fasern ineinander greifen, um dem Ganzen eine Struktur und besseren Halt zu geben.



Nichtsdestotrotz kann sich superwash-Wolle sehr nützlich für Kleidungsstücke erweisen, die sehr hohen Strapazen ausgesetzt werden, wie zum Beispielockenwolle oder Kinderkleidung. Denn wer will schon seine Socken jedes mal aufs neue von Hand waschen müssen? Noch etwas positives gibt es: die Farbe. Durch das Glätten ist die Farbwiedergabe des Garns viel leuchtender, als es bei natürlichen, gefärbten Fasern zu erkennen ist. Sehr schön kann man das beim Sortiment von Malabrigo sehen, welche wunderschöne superwash und non-superwash Wolle haben.


Also sollte man sich immer gut überlegen, welches Garn sich für das eigene Projekt am besten eignet. Ich hoffe, euch ein paar Denkanstöße dazu gegeben zu haben! Im Endeffekt sollte sich jeder seine Eigenen Gedanken dazu machen, welche Argumente hier überwiegen. Auch wenn ich persönlich versuche, ökologisch und umweltbewusst zu handeln, möchte ich hier nur dazu animieren, selbst abzuwägen und niemanden zu einer Handlung überreden.

Habt eine schöne Woche, wir sehen uns im nächsten #Garngeflüster!



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