Ich habe mich sehr lange davor gescheut, meine neu gestrickten Kleidungsstücke erst einmal zu waschen. Zu groß war meine Angst, das neue Teil direkt zu ruinieren oder so zu dehnen, dass es für mich unbrauchbar wäre. So viel Sinn macht das nun aber auch nicht, denn irgendwann wird der Punkt kommen, an dem man seinen Strickpulli in den Händen hält und sich denkt: 'Also noch länger nicht Waschen geht jetzt echt nicht mehr...'
Ja und dann? Einfach waschen und auf's Beste hoffen? Natürlich nicht! Denn wie für die meisten Vorgänge bei der Handarbeit, gibt es auch hier eine bestimmte Praktik dazu. Das geht schon beim Stricken des Teils los. In diesem zweiteiligen Blog Post der Serie #Garngeflüster möchte ich euch erklären, wie und warum ihr eure frisch von den Nadeln kommenden Strickteile Waschen und Spannen solltet.
Diese Woche geht es zunächst einmal an das 'warum'. Ich gebe euch also einige Gründe, die euch das Waschen schmackhaft machen sollen. Auf eine Schritt-für-Schritt Anleitung, die durch den ganzen Prozess führt, dürft ihr euch dann nächste Woche freuen.
Also los geht's mit Teil 1!
Unser erster Grund für das Waschen von neu Gestricktem ist ein einfacher und sehr schöner: es glättet das Maschenbild und gleicht Ungleichmäßigkeiten aus. Das heißt also, wenn einige Stellen im Strickbild nicht ganz so gleichmäßig und schön nebeneinander liegen, wie es andere tun, kann dies durch das Waschen und Spannen ausgeglichen werden. Besonders gut eignet sich die Technik für jegliche Musterarbeiten, da diese dann so richtig ihre volle Wirkung entfalten können. Alles glättet sich und liegt viel akkurater als davor nebeneinander.
Das bringt uns zu unserem zweiten Grund: Nicht nur werden Muster gleichmäßiger beim Waschen, sondern auch viel definierter. Wir haben uns in Grund 1 übergreifend auf Muster wie mehrfarbige Norweger oder technische Strickmuster bezogen, welche gleichmäßiger werden. Das Definieren trifft nun eher auf technische Muster, wie zum Beispiel Loch- oder Zopfmuster zu. Die Abschnitte werden deutlich abgegrenzt, manche Muster entfalten sich dann erst so richtig und lassen sich besser erkennen.
Seht euch zum Beispiel einmal dieses kleine Baumwoll-Sommerkleid an, welches ich für einen Auftrag gestrickt habe:
Vor dem Waschen
Nach dem Waschen:
Da liegen doch wirklich Welten dazwischen, oder?
Grund 3: viele Garne 'blühen' nach der ersten Wäsche erst so richtig auf. Das soll heißen, sie entfalten damit erst ihre ganze Pracht, werden oft weicher und noch etwas fluffiger. Das kommt ganz auf die Garnzusammensetzung und deren Beschaffenheit an. Es kann sich aber wirklich lohnen, ich habe zum Beispiel so manches Baumwollstrickteil nach dem Fertigstellen durch die Wäsche noch etwas 'erweichen' können.
Für mich persönlich sind schon die ersten zwei Gründe ausschlaggebend genug, um Strickteile zu waschen. Der letzte Grund ist einfach noch ein kleiner Bonus dazu!
Ich hatte noch das Wort 'Spannen' in den Raum geworfen. Was ist denn das jetzt schon wieder? Spannen oder auch 'Blocken' meint hier eine Technik, bei der Strickteile nach der ersten Wäsche mithilfe von Stecknadeln feucht auf eine Matte aufgespannt werden. Dadurch trocknen sie in einer ganz bestimmten Form, die dann vom Garn beibehalten wird. Ränder rollen sich weniger ein, alles wirkt extra ordentlich und sauber.
Zudem könnt ihr auch wunderbar die Größe des Strickteils dabei anpassen. Gerade bei Tüchern findet die Technik großen Gefallen, weil diese nicht nur gleichmäßiger und glatter damit wirken, sondern eben auch noch einige cm mehr erreicht werden können.
Aber auch bei Musterarbeiten oder ganz einfach glatt rechts Gestricktem bietet sich die Technik des Spannens an. Man sollte jedoch hierbei unbedingt beim Stricken schon auf eine vorherige gewaschene und gespannte Maschenprobe zurückgreifen! Sonst kann es einem sehr schnell passieren, dass das fertige Strickteil nach dem ganzen Procedere ein gutes Stück zu groß geworden ist - denn man streckt es ja zusätzlich noch beim Blocken.
Muss ich meine Strickwaren fortlaufend weiter Waschen und dann Spannen?
Gespannt müssen Strickteile meist nicht ein zweites Mal. Das Maschenbild hat durch die erste Wäsche und das Spannen eine gleichmäßige Form erhalten, die es auch vorwiegend nicht mehr verliert.
Wie im ersten Abschnitt mit unserem Beispiel am Strickpulli erwähnt, sollte man seine Strickteile trotzdem weiterhin pflegen. Das bedeutet nun auch einmal Waschen. Aber das schließt nicht dieselbe Pflege ein, die wir bei herkömmlichen, kommerziell erstatteten Textilien anwenden. Hier spielt nun die Zusammensetzung eures verwendeten Arbeitsgarns eine sehr große Rolle. Denn je nachdem sollte euer Teil weniger oder eben öfter gewaschen werden.
Grund dafür ist der, dass es Garne gibt, die durch ihre natürliche Beschaffenheit eine Art 'antibakterielle' Wirkung besitzen und daher nicht so oft gewaschen werden müssen. Denn antibakteriell bedeutet hier, dass die Faseroberfläche so beschaffen ist, dass es Bakterien nicht einfach gemacht wird, sich darauf festzusetzen. Dadurch werden sie weniger schmutzig und nehmen vor allem weniger Gerüche auf. Das wiederum führt dazu, dass diese Teile dann weniger Wäschen notwendig haben, als andere. Das beste Beispiel dafür ist tierische Wolle!
Bei Strickteilen aus zum Beispiel Schurwolle ist es vollkommen ausreichend, wenn du diese einmal pro Saison wäschst. Ansonsten lassen sie sich zwischendurch wieder etwas auffrischen, indem man sie ordentlich lüftet.
Anders ist es dann zum Beispiel bei synthetischen Garngruppen. Denn diese haben keine atmungsaktiven Eigenschaften, wie andere Garngruppen, wodurch man schnell schwitzt. Das Garn nimmt daher flink die Gerüche auf und riecht dann gleich nicht mehr so frisch wie es Anfangs der Fall war. Die Folge: eine Wäsche ist dringend notwendig!
Wer sich noch näher zu diesen und auch pflanzlichen Garngruppen und deren Unterschiede belesen möchte, kann es gerne in meinem Blog Post dazu tun.
Wenn ihr euch nicht sicher seid, wie oft euer Strickteil eine Auffrischung nötig hat, könnt ihr auch ganz einfach daran orientieren, wie frisch es noch riecht. Das heißt, lüftet es einfach regelmäßig an der frischen Luft für 1-2 Tage. Wenn ihr danach immer noch unangenehme Gerüche wahrnehmt, dann würde eine Wäsche sicher gut tun.
Das war auch schon der kleine Einstieg zu Gründen für eine Wäsche. Nächste Woche erwartet euch dann die genaue Anleitung mit Schritten, wie ihr vorgehen müsst, um eure Strickteile zu Waschen. Ich werde mich dabei auf Hand- und Maschinenwäsche beziehen.
Habt eine schöne Woche bis dahin!
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