Wie ich euch letzte Woche in Teil 1 meiner Minireihe zum Thema Wolle und Tierschutz angekündigt habe, folgt heute Teil 2 zum Thema faire Wolle.
Im letzten Post könnt ihr euch ein bisschen tiefer in die Materie einlesen und mehr darüber erfahren, was manche Tiere erleiden müssen, damit wir ihre Wolle verarbeiten können.
Zugegeben, das war schon etwas niederschmetternd ... nichtsdestotrotz halte ich es für ein sehr wichtiges Thema, zu dem man zumindest ein Bewusstsein haben sollte.
Letzte Woche habe ich euch zudem versprochen, in diesem Post zu zeigen, was wir tun können, um ausgewählter und tierschutzfreundlicher unsere Wolle einzukaufen. Es ist vollkommen nachvollziehbar, dass nicht jeder auf die positiven Aspekte verzichten möchte, welche tierische Wolle von Natur aus mit sich bringen. Wenn ihr euch etwas näher über diese Punkte informieren möchtet, könnt ihr euch hier zu meinem Blog Post zu verschiedenen Wollarten dazu einlesen.
Wer gänzlich auch tierischer Produkte verzichten möchte und lediglich vegan stricken möchte, kann sich wiederum in diesem Post auch dazu weiter informieren und nach möglichen Alternativen suchen.
Also zurück zu unserem tierfreundlichem Thema. Beginnen wir doch einfach wieder mit unserer Schaf-Familie.
Worauf achten beim Kauf von Schafwolle?
Generell gesagt sollte darauf geschaut werden, dass die Wolle, speziell Merinowolle, in der Herstellung frei von der Mulesing Praktik ist. Zusätzlich dazu lohnt es sich immer, durch eine kurze Google-Suche abzuchecken, woher die Wolle eigentlich stammt. Wer es so ökologisch wie möglich halten möchte, sollte sich natürlich über örtlich produzierte Wolle informieren, welche nicht erst noch eine kleine Weltreise hinter sich bringen müssen, um bei uns anzukommen.
Mulesing darf und wird zudem nicht mehr überall praktiziert. Die Hauptproduzenten von Merinowolle sind Australien, Neuseeland, Südafrika und Argentinien. Auch in Deutschland gibt es einige Merinoschafe, wobei nur ein kleiner Teil für den Wollmarkt genutzt wird.
In den Ländern Neuseeland, Südafrika und Deutschland ist Mulesing verboten und in Argentinien ist die Prozedur unüblich und wird daher nicht angewandt.
Der Großteil an Merinowolle stammt aus Australien, wobei hier leider auch die Mulesing-Methode am meisten verbreitet ist. Nur 10% der australischen Merinowolle stammt aus Mulesing-freier Haltung.
Ihr solltet also beim Kauf darauf achten, aus welchem Land genau eure Auswahl stammt oder fragt in eurem Wollgeschäft des Vertrauens nach. Wenn ihr euch für australische Merinowolle entschieden habt, informiert euch in jedem Fall, ob sie von einer Farm stammt, die die Praktik anwendet. Falls ihr keine Informationen dazu finden könnt, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Wolle nicht Mulesing-frei ist.
Ich habe euch ein paar Beispiele an tierfreundlicher Merinowolle herausgesucht. In der Liste findet ihr auch einige örtliche deutsche Anbieter.
Grosswolle aus Deutschland
Finkhof biologische Wolle aus Deutschland
Rosy Green Wool biologisch hergestellt in Portugal und England
Knitting For Olive Wolle aus Patagonien, hergestellt in Italien
Malabrigo biologische Wolle aus Uruguay
Worauf achten beim Kauf von Angorawolle?
Die Wolle von Angorakaninchen ist eine eher selten genutzte Qualität. Wer gerne das extrem flauschige und warme Garn nutzen möchte, sollte aber auch hier ein Augenmerk auf das Herkunftsland haben.
Etwa 95% der Angorawolle, die im Handel zur Verfügung steht stammt aus China. Das stellt in dem Fall ein Problem dar, dass China leider über keine Gesetzgebung verfügt, die einen ausreichenden Tierschutz im Land verordnet. Somit ist sind die Kaninchen - und übrigens auch alle anderen Tiere in einer chinesischen Produktionskette - nicht vor den Quälereien und Strapazen geschützt, von denen ich euch letzte Woche berichtet habe.
Wenn du dich für Angorawolle entscheidest, solltest du also unbedingt darauf achten, dass sie nicht in China hergestellt wurde.
Auch hier habe ich aber eine Alternative von glücklichen und artgerecht gehaltenen Angorakaninchen aus Deutschland gefunden. Wer möchte, kann dort mit gutem Gewissen Knäuel erwerben:
Seidenhase aus Deutschland
Worauf achten beim Kauf von Alpaka | Kaschmir | Mohair Wolle?
Für alle dieser Wollarten ist es schwer, einen allgemein gültigen Ratschlag zu geben, außer sich im Vorfeld über die Marke zu informieren. Viele Länder, welche die Wolle produzieren besitzen leider unzulängliche Tierschutz-Gesetzgebungen, was die schlechten Bedingungen der Tierhaltung begünstigt.
Die Großteil der Alpakawolle stammt aus Peru, wo es keine auf die Tierhaltung ausgerichtete Standards gibt. Das bedeutet nicht, dass jede aus Peru stammende Alpakawolle auch für das Tier unzulängliche Zustände hat. Trotzdem sollte auch hier genau geforscht werden, um den Kauf einer solchen Wolle zu verhindern.
Hier geht's zur fairen Alpaka Wolle:
Hansa Farm geprüfte Alpakawolle aus Peru
Alpakas vom Silberberg aus eigener Haltung aus Deutschland
Ähnliches gilt für Kaschmirziegen. Ein Großteil der Wolle stammt von chinesischen und mongolischen und tibetischen Händlern. Kleinere Mengen kommen zudem aus Afghanistan, Iran und zum Teil auch Australien und Neuseeland. Hierbei stellt sich wiederum direkt das Problem der schlechten Tierschutzbedingungen in China in den Weg.
Aber leider lässt sich auch nicht für die anderen Herkunftsländer etwas allgemein gültiges sagen. Nur selten wird die Wolle der Ziegen wirklich artgerecht gewonnen. Das liegt daran, dass der natürliche Prozess, um an das Kaschmir aus dem Unterfell zu gelangen mit viel Warten zusammenhängt. Dabei wird nämlich abgewartet, bis das gefragte Fell von alleine ausfällt um es dann zu sammeln. Meist wird dieser Schritt aber umgangen und die Tiere mit Metallkämmen gebürstet, um daran zu kommen.
Pascuali hat dafür eine Kaschmirreihe aufgenommen, welche genau dieses Vorgehen ausschließt und faire Wolle produziert:
Pascual Bio Kaschmirwolle aus der Mongolei
Und zuletzt noch die Mohairwolle von Angoraziegen. Das Herkunftsland mit den meisten Mohairvertrieben ist Südafrika, mit etwa der Hälfte des weltweiten Verkaufs. Dazu gesellen sich die USA, Australien und die Türkei.
Hier kann ich nur wiederholen, was bereits gesagt wurde: es sollte einzeln überprüft werden, woher die Wolle stammt. Orientiert euch daran, ob speziell hervorgehoben wird, dass es sich um Wolle aus artgerechter Haltung handelt. Wenn es nicht erwähnt oder nicht darauf eingegangen wird, sollte eher davon abgerückt werden.
Denn seien wir mal ehrlich: wer würde denn nicht mit artgerechter und tierfreundlicher Haltung werben wollen, wenn es tatsächlich so ist?
Auch für faire Mohairwolle habe ich ein paar Beispiele gefunden:
Knitting for Olive Soft Silk Mohair aus Südafrika
Pret a faire Mohair aus Südafrika und Spanien
Das bildet den Abschluss des heutigen Blog Posts. Ich hoffen, ich konnte euch etwas zum Nachdenken anregen, ob ihr das nächste mal zu einer Alternative oder einem fairen Garn greifen möchtet.
Natürlich sind meine Beispiel nur Auszüge und keinesfalls die einzigen Tierwohl-orientierten Anbieter auf dem Markt. Wenn ihr weitere tolle Vertriebe kennt, die eurer Meinung nach unbedingt mit auf die Listen gehören, immer her damit! Meiner Meinung nach kann man da nie zu viel wissen :)
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