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AutorenbildJohanna Schütz

Vegan stricken - warum?

Was bedeutet denn veganes stricken? Wer sich mal ein bisschen mit dem Lebensstil auseinander gesetzt hat, weiß, dass sich dieser nicht nur auf die Ernährung beschränkt, sondern auch auf weitere Arten ausleben lässt. So zum Beispiel auch auf die Textilindustrie, sprich die eigenen Klamotten.

Im heutigen Blog Post aus meiner nachhaltigen Kategorie #Ökostrick möchte ich euch ein wenig darüber erzählen, was dies für die Welt des Strickens bedeutet und wie man das Erdachte in die Tat umsetzen kann.

Eine vegane Überzeugung bedeutet im Allgemeinen, dass man seinen Konsum auf Güter beschränkt, welche frei von jeglichen Tierprodukten sind. Für die Ernährung bedeutet dies beispielsweise, keinen Käse, Honig oder keine Milch zu essen. Das Ganze hört aber nicht unbedingt beim Essen auf. Denn viele Materialien der Kleider- und Textilindustrie beinhalten Tierfasern wie Wolle und entsprechen demnach nicht dem veganen Lebensstil. Auch so bei der Garnauswahl für unsere Strickprojekte!


Ob Veganer oder nicht, ich appelliere allen Stricker|innen, sich Gedanken über die Garnauswahl zu machen. Denn selbst wenn ihr euch schließlich für ein tierisches Produkt entscheidet, sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass dies nicht mit Tierleid verbunden ist.

Nehmen wir das Beispiel, dessen Wolle wohl am häufigsten genutzt wird: Schafswolle in jeglicher Form. Schafe müssen häufig eine Prozedur namens Mulesing erleiden. Wer sich dazu genauer belesen möchte, kann dies in meinem Blog Post hier tun. Aber leider hört es dabei nicht auf, denn selbst wenn das qualvolle Mulesing nicht ausgeführt wird, so ist es häufig der Fall, dass viele Schafe so gezüchtet werden, dass sie möglichst viel Wolle produzieren. Dies hängt mit der hohen Nachfrage und dem finanziellen Gewinn der Wollmenge zusammen. Das hat für das Tier zur Folge, dass es nicht mehr in der Lage ist, den eigenen Temepraturhaushalt zu regulieren und das Gewicht der Wolle allgemein zu hoch für das Schaf wird.

Wie alle anderen Tierherden auch, so produzieren auch Schafe zusätzlich Methan, welches im Großen und Ganzen mit der Viehzucht ein Problem des CO₂-Fußabdrucks darstellt.


Wer sich also für die tierische Variante entscheidet, sollte sich zum Wohl des Tieres - egal welches - darüber informieren, woher die Wolle stammt und wie sie gewonnen wurde. Selbstverständlich sollte sich dieser Wissensdurst nicht nur auf Schafswolle beschränken, sondern auch für andere Tiergarne zutreffen.


Was kann ich statt Tierwolle nutzen?

Die Antwort ist logisch: Pflanzliche Garne! Theoretisch gesehen fallen auch synthetische Garne in diese Kategorie. Meiner Meinung nach widersprechen sie aber trotzdem einem Stück weit dem nachhaltigen Gedanken, der dem Veganen auch zugrunde liegt. Synthetisches Garn wird aus keinen nachhaltigen Ressourcen gewonnen, sondern aus Materialien wie Kohle, Erdöl oder Erdgas. Auch wenn dieses Garn eine günstige Alternative zu anderen ist, so ist der Preis den wir ökologisch zahlen - meiner Meinung nach - zu hoch dafür. Dazu gleich noch mehr.


Pflanzliche Garne bringen zudem ebenso viele Vorteile mit sich, wie es Tierische tun. Viele Pflanzengarne sind sehr strapazierfähig, teils sehr einfach in der Pflege, atmungsaktiv und nachhaltig. Folgende tierfreie Fasern können beispielsweise gut für das Stricken für unterschiedliche Projekte genutzt werden:

  • Baumwolle: Fest und äußerst reißfest, atmungsaktiv, waschbar bei hohen Temperaturen, hautfreundlich, Bio-Version noch nachhaltiger mit geringerem Wasserverbrauch hergestellt

  • Leinen: Fest und äußerst reißfest, wird durch Wäsche weicher, atmungsaktiv, sehr haltbar, sehr pflegeleicht

  • Hanf: Faser aus Nutzhanf, fest und äußerst reißfest, wird durch Wäsche weicher, atmungsaktiv, fast keine Geruchsbildung, Pestizide im Anbau durch natürliche Eigenschaften nicht notwendig, noch weniger Wasserverbrauch als Baumwolle, sehr gute Ökobilanz

  • Bambus: Fest und äußerst reißfest, sehr atmungsaktiv, antibakteriell, geeignet für alle Hauttypen

Eine weitere Möglichkeit, mit einer veganen Alternative zu arbeiten, sind recycelte Garne. Viele nicht tierische Garne gibt es mittlerweile auch als Recycling Option. Das heißt, das Garn wurde aus Textilien gewonnen, die bereits einmal produziert wurden. So können Fasern wieder verwendet werden und sind demnach sehr nachhaltig und ressourcenschonend. An dieser Stelle spanne ich den Bogen noch einmal zurück zu unseren Synthetik-Garnen. Ihr könnt es auch denken: Garne aus recycelten Plastik! Oh ja, hier gibt es einige Knäuel, die zum größten Anteil aus Plastikflaschen oder ähnlichem gewonnen wurden.


Recycling hört hier aber nicht auf, sondern fängt erst so richtig an. Denn natürlich gibt es auch wiederverwertete Garne aus tierischen und pflanzlichen Fasern. Beides Varianten, welche sich für einen ökologisch nachhaltigen und tierfreundlichen Konsum lohnen! Auch hierbei werden Ressourcen geschont und verwendet, was bereits einen Produktionszyklus durchlaufen hat.


Einige Beispiele für recyceltes Garn aus...

... und noch viele mehr. Online wird man schnell fündig!


Vielleicht konnte ich ja einige von euch dazu inspirieren, das eine oder andere kommende Strickprojekt aus einer vegane Garnvariante herzustellen. Es ist verständlich, dass manch einer nicht auf die positiven Eigenschaften verzichten möchte, welche tierische Wolle mit sich bringt. Eine eingängige Vorstellung von Garngruppen mit ihren Zusammensetzungen und Vor- wie Nachteilen findet ihr hier in meinem Blog Post dazu.

Wer trotzdem gerne auf Wolle zurückgreifen möchte, kann dies vielleicht das nächste mal mit einer recycelten Variante tun. Für wen das nichts ist: informiert euch über euer tierisches Garn und wägt ab.


Na da ist jetzt aber doch zu einer kleinen Moralpredigt geworden! So hatte ich das eigentlich gar nicht geplant. Persönlich greife ich auch nicht ausschließlich auf vegane oder recycelte Alternativen zurück. Ich versuche aber mehr in diese Richtung zu steuern und informiere mich im Vorfeld über meine Garnauswahl.


Nichtsdestotrotz: jedes Bisschen kann schon ein bisschen mehr bewirken.


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